Das Stück Kom!
der schwedischen Komponistin Monica Aslund ist bei Chören beliebt, hat aber einige rhythmisch schwierige Stellen. Hier zeige ich, wie Sie die Stellen rhythmisch sicher singen lernen.
Die rhythmisch schwierige Stelle taucht zum ersten Mal in Takt 17 bis 18 auf:
Wenn Sie sich verschiedene Versionen von Kom! bei youtube ansehen, werden Sie feststellen, dass kaum ein Chor mit dieser Stelle klar kommt. Das rhythmische Problem taucht in ähnlicher Form noch dreimal im Stück auf, kommt aber auch in vielen anderen Stücken vor. Zunächst gilt es, das Problem zu verstehen; danach kann man es nachhaltig lösen.
Polyrhythmus
heißt der Begriff für die musikalisch schwierige Stelle:
Zwei rhythmische Ebenen überlagern sich: Vierer (rote Rechtecke) und Dreier (blaue Ellipsen). So entsteht das Gefühl zweier sich scheinbar widersprechender Pulse. Nach 3 Vierern oder 4 Dreiern synchronisieren sich die beiden Ebenen wieder. Mit der Viertelnote in T18-2 löst sich die rhythmische Spannung auf.
Die Überlagerung rhythmischer Ebenen kann unser Gehirn durcheinanderbringen: wer sich zu stark auf die eine Ebene konzentriert, verliert leicht die andere. Gleichzeitige Wahrnehmung ist das Zauberwort – dadurch verschwindet die Frage, welche Ebene die “richtige” ist. Beide Ebenen existieren dann friedlich nebeneinander, ohne sich zu stören. Mit ein wenig Übung spüren Sie die beiden Ebenen gleichzeitig. Dann klingt der Chor sicher und souverän.
Übungstipps
Bevor Sie weiterlesen: Sie verstehen die folgenden Übungstipps leichter, wenn Sie vorher die Beiträge Rhythmus-Alphabet I und Rhythmus-Alphabet II – Sechzehntel lesen.
Die erste rhythmische Ebene
entsteht durch die Unterteilung des Pulses in maximal 4 Sechzehntel pro Puls (rote Rechtecke).
So können Sie diese Ebene spüren:
- Führen Sie die Handbewegungen aus, die Sie im Beitrag Taktarten erkennen und auszählen gelernt haben
- Sprechen Sie den Rhythmus in Takt 17 / 18 ohne Bindungen
Die zweite rhythmische Ebene
entsteht durch die Dauer der ersten vier Töne. Sie dauern jeweils 3 Sechzehntel lang (blaue Ellipsen).
- Ein punktiertes Achtel = 3 Sechzehntel
- Ein Sechzehntel gebunden an ein Achtel = 3 Sechzehntel
- Ein Achtel gebunden an ein Sechzehntel = 3 Sechzehntel
- Ein punktiertes Achtel = 3 Sechzehntel
So können Sie diese Ebene spüren:
- Führen Sie die Handbewegungen aus
- Sprechen Sie den Rhythmus in Takt 17 / 18 mit Bindungen
Fortgeschrittene
sollten versuchen, beide Ebenen zu klatschen. Tipp: Klatschen Sie mit der linken Hand den Puls auf den Oberschenkel, mit der rechten Hand die rhythmische Figur auf den Tisch. So bekommen die beiden rhythmischen Ebenen einen unterschiedlichen Klang.
Meine Transkription von Kom! als pdf-Datei
stelle ich Ihnen hier zum Herunterladen und Ausdrucken zur Verfügung. Die Intervalle stehen unter den Noten.
Kom! – Sopran
Kom! – Alt
Kom! – Tenor
Kom! – Bass
Kom! – alle Stimmen
Kom! live
Das Stück wurde auch bei der Abschlussveranstaltung der Musikmentorenausbildung 2015 aufgeführt. Es kam schon vor, dass Chöre das Stück unter meiner Anleitung lernen wollten und mich für eine Probe engagiert haben. Das hat allen Freude gemacht und führte immer zu musikalischen Aha-Erlebnissen.
Viel Vergnügen mit Polyrhythmen wünscht
Ihr Bernd Michael Sommer
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