Prima Vista – Noten vom Blatt lesen

Welche Erkenntnisse zum Thema Notenlesen
bringt Bernd Sommers wissenschaftliche Untersuchung?

Prima Vista - Vom Blatt spielen

Manche Musiker lesen Noten so mühelos wie der Normalbürger die Zeitung.
Für die einen gehören Noten zur Musik wie Schloss zum Schlüssel,
die anderen fürchten das Notenblatt wie der Teufel das Weihwasser.

Musikalität und Lesetechnik

entsprechen sich nicht eins zu eins.
Gute Notenleser sind nicht zwangsläufig gute Musiker – und umgekehrt.
„Prima vista“ oder „vom Blatt“ lesen zu können ist jedoch eine große Hilfe.
Wieso erreichen viele dieses Ziel nicht
und lesen Noten nur stockend und mühsam?

Auch ich selbst war ein schwacher Notenleser:
die Musik fiel mir leicht, das Notenlesen schwer.
Bewunderung mischte sich mit Neid, wenn ich manche Kollegen sah;
sie spielten einen Notentext prima vista,
und gute Musik erklang – ohne vorherige Übung.

Es war mir nur ein schwacher Trost,
dass Improvisieren und Auswendiglernen für viele gute Blattspieler schwierig ist
und sie ohne Noten zuweilen fast hilflos sind.

Notenlesen wissenschaftlich untersucht

Dissertation. Sommer, Bernd: Zur Methodik des elementaren Prima-Vista-SpielsWissenschaftlicher Forschungsdrang
paarte sich mit eigenem Interesse:
als schwacher Notenleser und passabler Musiker
wollte ich wissen,
wie man diesen Widerspruch
erklären und auflösen kann.

Irgendetwas schien bei vielen Musikern zu verhindern,
dass sie lesetechnisch und musikalisch auf der Höhe waren.
Vielleicht ließ sich ein systematischer Weg finden,
um beide Qualitäten zu verbinden?
Die Reise wurde spannend.

Zwei Strategien

Meine Forschungen legen nahe,
dass „Notenleser” und „Auswendiglerner“
zwei verschiedene Strategien benutzen.

„Notenleser“ arbeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis,
„Auswendiglerner“ arbeiten mit dem Langzeitgedächtnis.

Beide Strategien haben Vor- und Nachteile.
Wenn die gewohnte Strategie nicht funktioniert,
lauern Misserfolg und Frustration.

Was bedeutet „Notenlesen“?

Es gibt verschiedene Stufen des Notenlesens.

Einen Notentext in eine Klangvorstellung zu verwandeln,
ist der “Notenlese-Olymp”.
Danach wird die Klangvorstellung “nur noch” zum Klingen gebracht,
sei es mit der Stimme oder dem Instrument.

Die meisten beginnen jedoch mit dem „Noten buchstabieren“.
Im Blockflötenunterricht vergangener Tage zeigte der Lehrer auf eine Note:

Diese Note heißt f.
Wenn das f auf dem Blatt steht,
hältst Du diese Löcher zu und bläst in die Flöte.

Auch beim Noten buchstabieren erklingt Musik.
Noten buchstabieren ist ein wenig wie “Malen nach Zahlen”;
dennoch ist es wichtig, Noten buchstabieren zu lernen.
Sie kennen ja auch alle Buchstaben und Zahlen.

Musik verstehen statt „Noten buchstabieren“

Kinder lernen zuerst die Sprache, dann die Schrift.
Niemand würde einem Kind, das noch nicht sprechen kann,
die Schrift beibringen wollen.

Diese Logik lässt sich auf das Musiklernen übertragen.
Auf die Priorität und die richtige Reihenfolge kommt es an:
zuerst sollte man die Musik lernen,
dann deren Umsetzung in die Notenschrift.

Beethoven hat musikalische Meisterwerke komponiert, als er bereits taub war.
Er konnte sich die Musik vorstellen und schrieb auf, was er innerlich hörte.
Diese Fertigkeit heißt Audiation und ist für fast jeden erlernbar.

Natürlich wird nicht jeder zu einem Beethoven,
der Notenschrift und Klangvorstellung verbinden kann.

In meiner Dissertation finden Sie
einige Erkenntnisse zum Thema Notenlesen und Prima-Vista-Spiel.

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Ihr Bernd Michael Sommer