Chorprobe Jazzchor 92Hertz

Wie verlief meine Probe mit dem JAZZCHOR 92HERTZ?

Am 16.2.2016 hatte mich der Jazzchor 92Hertz in seine Probe eingeladen. Für die Chormitglieder stelle ich hier ein paar Stichpunkte der Probe zusammen.

Die Probe diente der nachhaltigen musikalischen Weiterentwicklung. Nachhaltige Probenarbeit beschäftigt sich mit musikalischen Basiskompetenzen. Wer sein musikalisches Handwerkszeug beherrscht, fühlt sich leichter und schneller “wie im Himmel”.

Mit Gleichgewichtsübungen und Rhythmussilben (ta ki auf einem Bein) wärmen wir Gehör, Stimme und Körper auf. Eine “musikalische Reise” macht den Chor mit den rhythmischen und intervallischen Grundfiguren auf neue Art bekannt.

Musikalische Reise

  • Schritte (rechts – außen – links – außen) auf die Rhythmussilben ta ke ti na.
    Die Silben sind aus Reinhard Flatischlers TaKeTiNa Rhythmuspädagogik entlehnt.
  • Mit den Händen zählen (siehe Video in Taktarten erkennen und auszählen)
  • Rhythmik als Frage-Antwort-Spiel (siehe Video in Puls, Takt, Metrum)
  • Melodien als Frage-Antwort-Spiel: Melodien mit allen Intervallen (siehe Intervalle)
  • Improvisation über eine Klangfläche
  • Improvisation über eine Akkordfolge

Viva La Vida

Der Chor singt Viva La Vida. Wie erfreulich! Chorleiterin Carina Peitz und der Chor machen ihre Sache gut. Da kann ich wunderbar anknüpfen und Handwerkszeug für die Praxis zeigen.

Viva La Vida - Takt 1 bis 9 - Üben mit Rhythmussilben, und Intervallen

Rhythmus

Wir lesen zunächst Grundfiguren pro Puls. Weil es nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten gibt, haben wir schnell ein “Rhythmus-Alphabet” zusammen, mit dem wir beliebige Rhythmen zusammensetzen können. Nach einiger Übung sollte stockendes Notenlesen der Vergangenheit angehören.

Beim Rhythmus beziehen sich wenigstens zwei Ebenen aufeinander (siehe Puls erkennen und klatschen).

Die Idee dahinter: “Wer die rhythmischen Grundfiguren kennt, braucht sich nur noch zu fragen, welche Grundfigur Puls Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4 passiert. Mit dieser Technik kann man JEDEN Rhythmus fließend lesen.”

Wenn die kürzeste Note ein Achtel ist, entstehen 5 Grundfiguren über je einen Puls. Drei besondere Schreibweisen über zwei Pulse haben sich eingebürgert; auch diese sollte man kennen (siehe Rhythmus-Alphabet I).

Punktierungen lassen sich durch Bindungen darstellen und dadurch besser verstehen und spüren (siehe Punktierte Noten meistern). Bei Problemen mit Haltebögen lässt man diese zunächst weg und baut sie anschließend eine nach der anderen wieder ein.

Wir wenden das neue Handwerkszeug auf Viva La Vida an:

  • Rhythmus sprechen mit Rhythmussilben, Handbewegungen und Schritten
  • Rhythmussilben durch den Text ersetzen (auf Einsatzpunkte UND Tondauern achten!)

Töne, Melodien, Noten

Töne haben eine bestimmte Frequenz, die Noten zeigen die absoluten Notennamen. Musikalisches Verstehen erfordert mehr: unser Gehör will die Beziehungen zwischen den Tönen erkennen.

Melodien sind Tonfolgen, die wir als Gestalt erkennen. Sie lassen sich leichter behalten, wenn ein Bezugston erklingt. Transponierte Melodien werden als identisch wahrgenommen. Die gute Nachricht: Für unser Gehör sind alle Tonarten gleich einfach.

Den Bezugston lasst Ihr zunächst tatsächlich erklingen (siehe Bezugstöne – Roots). Der Grundton der Tonart ist die naheliegendste Lösung. Wenn Ihr die Melodie zu einem Bezugston singt, wird die Intonation sicher und sauber.

Nach einiger Übung spürt Ihr den Bezugston auch innerlich. Töne und Melodien lassen sich dann eindeutig mit Gefühlen verknüpfen. Beispiel: eine 5 (reine Quint) ruft ein anderes Gefühl hervor als eine b2 (kleine Sekund).

Praxis

  • Wir singen eine Passage von Viva La Vida mit Handgesten und Schritten.
  • Wir singen Words von The Real Group mit Handgesten und Schritten.

Intonation

kommt in dieser Probe aus Zeitgründen zu kurz. Aber auch da gibt es verlässliche Hilfsmittel und methodische Herangehensweisen für beim Singen.

Vielen Dank

an den Chor und Carina Peitz für die Einladung. Der Abend hat mir große Freude gemacht und dem tollen Chor hoffentlich einige neue Impulse gegeben. Ich wünsche dem Chor gutes Gelingen beim Umsetzen der neuen handwerklichen Möglichkeiten!

Schade, dass die Zeit so kurz war. Die gute Ausgangslage beim Chor hatte mich dazu verführt, ziemlich viel Material in die Probe zu packen. Um die Früchte der neuen Techniken zu ernten, ist eifriges Üben nötig.

Ich hoffe, dass ich den Chor nicht überfordert habe und dieser kleine Bericht auch den anderen Besuchern von MUSIK IST MEHR nutzt.

Ihr
Bernd Michael Sommer