Punktierte Noten meistern

Wie verwandle ich punktierte Noten in eine Klangvorstellung?

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Punktierte Noten sorgen immer wieder für Verwirrung beim Lesen von Rhythmen.
Hier lernen Sie, eine klare Klangvorstellung für punktierte Noten zu entwickeln.

Die gängige Definition der Punktierung

führt nicht unbedingt zu einer Klangvorstellung:

Die Punktierung ist ein Symbol in der musikalischen Notation:
ein Punkt hinter der Note bedeutet
eine Verlängerung ihrer Dauer um die Hälfte ihres Wertes.
Wikipedia

Das Problem: unklarer Puls

Die punktierte Note verbindet rhythmische Figuren über einzelne Pulse hinweg.
Anders ausgedrückt: eine punktierte Viertelnote dauert so lange wie eine Viertelnote plus eine Achtelnote.
Dadurch wird die punktierte Viertelnote sozusagen zur “3-Achtel-Note”.
Das verschleiert leider den grafischen Zusammenhang zwischen Puls und rhythmischer Figur.

Die Lösung: Schreibweise mit Haltebögen

Die Schreibweise mit Haltebögen stellt den verlorenen Zusammenhang zwischen Puls und rhythmischer Figur wieder her.
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Schreibweisen.
Siehe auch der Beitrag
Das Rhythmus-Alphabet, Pop in der Grundschule, Lugert Verlag

Exkurs: Was sind Haltebögen?

  • Die Note, bei der der Haltebogen beginnt, erklingt unverändert.
  • Die Note, zu der der Haltebogen führt, verlängert die Dauer und verlängert den Gesamtklang.
    Die angebundene Note wird logischerweise nicht neu angeschlagen bzw. ausgelöst.

Verschiedene Schreibweisen, gleicher Klang

Zwei verschiedene Schreibweisen führen also zum gleichen Klang.
Beispiel: Das “neue” Symbol einer punktierten Viertelnote klingt genauso wie eine Viertelnote,
die mit einer Achtelnote verbunden ist. (Figur 6).
Mit Haltebögen kann man das Problem von Punktierungen und Synkopen leicht lösen.

Punktierte Noten und Noten mit Haltbögen über zwei Pulse bei maximal zwei Ereignissen pro Puls

Der Trick

beim Lesen von punktierten Noten besteht also darin, den verborgenen Zusammenhang zwischen Puls und rhythmischer Figur wieder sichtbar zu machen, indem man die Noten anders schreibt. Durch die Schreibweise mit Haltebögen wird wieder sichtbar, wie rhythmische Figur und Puls zusammenhängen.
Die drei Zeilen des folgenden Notenbeispiels illustrieren die Vorgehensweise.

  • Zeile 1 zeigt die Schreibweise mit punktierten Noten.
    Die Einheiten pro Puls sind schwer zu erkennen.
  • Zeile 2 zeigt die Schreibweise mit Haltebögen.
    Die Einheiten pro Puls sind deutlich zu erkennen.
    Wenn nicht, lesen Sie den Beitrag Rhythmus-Alphabet I.
  • Zeile 3 erleichtert Ihnen den Einstieg:
    Wenn Sie Schwierigkeiten mit dem Lesen der Haltebögen haben,
    lassen Sie die Haltebögen zunächst weg,
    damit Sie die Einheiten pro Puls ganz klar sehen können.
    Danach fügen Sie die Haltebögen Schritt für Schritt wieder hinzu.

Punktierte Noten sind leichter zu verstehen durch Umschreiben in Noten mit Haltebögen! In der Lernphase hilft es, die Haltebögen wegzulassen und Schritt für Schritt hinzuzufügen.

Haltebogen, Bindebogen, Phrasierungsbogen

  • Haltebogen (= Ligatur): verbindet Töne gleicher Tonhöhe und verlängert die Tondauer
  • Bindebogen (Legato, Portato): gibt einen Hinweis auf die Vortragsweise einer Tonfolge
  • Phrasierungsbogen: verdeutlicht die Länge musikalischer Phrasen

Übung: Spielen mit rhythmischen Bausteinen

  1. Lernen Sie die Handbewegungen für den Puls und sprechen Sie die Rhythmen dazu.
    Das kennen Sie aus dem Videobeispiel mit Rhythmusbär Bruce
  2. Schreiben Sie die rhythmischen Figuren 6 bis 9 in beliebiger Reihenfolge hintereinander;
    setzen Sie Taktstriche für einen Zweier, Dreier- oder Vierertakt.
  3. Lesen Sie den Rhythmus, den Sie aufgeschrieben haben, zu Ihrer Lieblingsmusik.

Tipps

  • Stellen Sie sich die rhythmischen Figuren 6 bis 9 vor als Einheiten über zwei Pulse.
    Lernen Sie den Klang der Figuren auswendig.
  • Lesen Sie keine Einzelnoten, sondern die ganze Einheit!
  • Statt Noten dürfen Sie auch entsprechende Pausen verwenden.
    Bleiben Sie während der Pausen genauso konzentriert, als ob Sie eine Note spielen würden.
  • Lesen Sie die rhythmischen Figuren nicht nur, sondern schreiben Sie sie auch.
    Nach einiger Übung ist die Verknüpfung zwischen Notenbild und Klang stabil.

Punktierte Noten – wozu?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum man punktierte Noten überhaupt braucht.
Ganz einfach: sie sind sinnvolle Kürzel.
Punktierte Noten sparen Zeit und Platz beim Aufschreiben und machen das Notenbild luftiger.
Auch das Notenlesen wird flotter, weil das Auge weniger Informationen verarbeiten muss.

Alle rhythmischen Grundfiguren als pdf-Datei

können Sie hier ansehen und herunterladen:

Rhythmus-Alphabet: Rhythmische Grundfiguren

Mein Rhythmus-Alphabet passt auf zwei DIN-A4-Seiten und enthält fast alle Bausteine für die musikalische Praxis.
Punktierte Noten entstehen durch Kombination kleinerer Bausteine über mehrere Pulse:
eine punktierte Viertelnote ist eine Viertelnote mit Bindung an eine Achtelnote
oder eine Achtelnote mit Bindung an eine Viertelnote.

Ich kann Ihnen sehr empfehlen, mit den rhythmischen Bausteinen zu spielen und zu experimentieren.
Wer alle Bausteine geübt hat, sollte beim Spielen, Lesen und Schreiben von Musik
mühelos alle rhythmischen Aufgaben meistern.

Viel Erfolg wünscht
Ihr
Bernd Michael Sommer