Jazzworkout 2016 – Probe mit Tipps

Wie integriert man Gehörbildung in eine Probe?

Jazzworkout 2016 - Improvisation über die Standards - Probe mit allen Teilnehmern

Gehörbildung

kann praxisnah, lebendig und effizient sein. Ein gelungenes Beispiel war meine Probe mit den Teilnehmern des Jazzworkouts 2016. Mit ein paar Gehörbildungstipps und -tricks wurde die Probe viel effizienter als gewohnt.

Bevor die eigentliche Probe begann, gab Ernst Urmetzer organisatorische Hinweise zur Präsentation der einzelnen Bands bei Halbzeittreff und Abschlussveranstaltung.

Beim Halbzeittreff sollen die Teilnehmer diese Standards in einer Jam Session vorstellen:

  • Mr. P. C. (John Coltrane)
  • Lady Bird (Tadd Dameron)
  • Bemsha Swing (Thelonius Monk)
  • There Will Never Be Another You (Harry Warren)
  • Out Of Nowhere (Johnny Green)

Die Teilnehmer berichteten von ihren musikalischen Erfahrungen während der vergangenen Wochen und hatten Gelegenheit, ihre “Baustellen” anzusprechen. Auswendig lernen ist ebenso ein Thema wie Notenlesen oder die Gruppendynamik der Band.

Die Probe selbst begann mit dem sogenannten Aktiven Musikhören. Dabei wird musikalisches Lernen durch Schritte, Handgesten und Singen unterstützt. Nachdem das Zählen mit den Fingern und Schritte auf 2 und 4 eingeübt waren, wurde diese Technik auf die Originalaufnahme von John Coltranes Mr. P. C. angewandt. Begeistert und engagiert nahmen die Teilnehmer diese ganzheitliche Herangehensweise an.

Alle Teilnehmer bildeten anschließend eine große Band und improvisierten reihum. Immer wieder gab ich Hinweise sowohl für Einzelne als auch für die Gruppe. Es wurde offenkundig, wie wichtig das achtsame Hören in der musikalischen Kommunikation ist. Auch die jazztypische Phrasierung wird über das Gehör gelernt: John Coltrane wurde immer wieder angehört und durfte imitiert werden.

Zur Transkription von Mr. P. C. bei youtube

Bemsha Swing von Thelonius Monk wurde allgemein als schwierig empfunden. Kein Wunder: die schnellen Wechsel tonaler Zentren und die chromatischen Passagen verlangen den Jazzern Einiges ab. Verschiedene Tricks machen das Stück verdaulicher: Üben kleiner Teile ist ebenso hilfreich wie die Veränderung des Tempos oder der Stilistik. Die Beiträge Bemsha Swing und Jazz Etüde schreiben hatten den Teilnehmern schon im Vorfeld der Probe nützliche Hinweise gegeben.

Als Modell für Lady Bird diente Chet Bakers Version. Die Teilnehmer waren begeistert, als ich Chet Bakers gesamten Trompetenchorus mitsang. Sie waren nun vollends davon überzeugt, dass das Gehör beim gemeinsamen Musikmachen und -lernen eine zentrale Rolle spielt.

Zur Aufnahme von Lady Bird – Chet Baker Quintett bei youtube

There Will Never Be Another You bildete den musikalischen Abschluss, diesmal direkt von den Noten.

* * *

Der Nachmittag war trotz aller Konzentration locker und kurzweilig. Vielen Dank an Ernesto und die Teilnehmer.

Vielleicht wäre so ein Jazz Kurs ja auch etwas für Sie? Die Herausforderung würde Sie wahrscheinlich musikalisch voran bringen.

Ihr Bernd Michael Sommer