Gibt es eine bildliche Brücke
zwischen Chromatik und Diatonik?
Meine Intervallspirale stellt Chromatik und Diatonik gleichzeitig dar.
An Instrumenten ist die gleichzeitige Darstellung verborgen:
auf dem Gitarrengriffbrett sieht man vor allem die Chromatik,
auf der Klaviertastatur sieht man prominent die C-Dur-Diatonik als weiße Tasten
und die chromatischen Zwischentöne als schwarze Tasten.
Die Intervallspirale verbindet beide Welten und ist eine elegante Lösung.
Die traditionelle Harmonik mit Dur-Moll-Tonalität
geht von einem Tonmaterial von sieben Tönen aus.
Die sogenannten Stammnoten sind c, d, e, f, g, a und h.
Dieses Tonmaterial wird durch zusätzliche Töne erweitert;
dadurch entsteht ein insgesamt zwölfstufiges Tonmaterial.
Will man die Töne harmonisch deuten, ist der musikalische Kontext wichtig.
Hier entsteht ein systemisches Problem:
für 12 mögliche Orte in einer Oktav gibt es nur 7 Stammnamen.
Die gleiche Taste auf dem Klavier heißt also einmal es und ein andermal dis.
Diese Doppelbenennungen (= enharmonische Verwechslungen)
sorgen immer wieder für Verwirrung.
Beispiel:
Das konstituierende Intervall für Moll ist die kleine Terz.
In C-Moll muss die kleine Terz es genannt werden (nicht dis),
weil es sich um den dritten Ton der C-Moll-Tonleiter handelt.
Die Intervallspirale
zeigt grafisch den Zusammenhang zwischen Siebentönigkeit und Zwölftönigkeit.
In einer vorherigen Version der Intervallspirale
hatte ich die Töne der Durtonleiter durch würfelähnliche Grafiken hervorgehoben.
Diese Kennzeichnung hat sich inzwischen als überflüssig erwiesen;
sie kann sogar verwirrend wirken, zum Beispiel bei einem Stück in Moll.
Die obige Form der Intervallspirale verzichtet daher
auf die Hervorhebung einer bestimmten Tonleiter durch Würfelgrafiken.
❍ Die innere Umdrehung (rot)
zeigt die wichtigsten diatonischen Intervalle.
Bespiele:
- b3 steht für die kleine Terz
- #4 steht für die übermäßige Quart
❍ Die mittlere Umdrehung (gelb)
enthält keine Zeichen.
Dort können bei Bedarf die Töne eines beliebigen Tonmaterials eingetragen werden.
❍ Die äußere Umdrehung (blau)
zeigt die chromatischen Töne in Ordnungszahlen an.
Die reine Prim erhält die Zahl 0.
Beim Üben ist 0 der Bezugston des zu übenden Tonmaterials.
Die weiteren Töne werden durchnummeriert.
Beispiele:
- Der chromatische Ton 4 entspricht der großen Terz (3).
- Der chromatische Ton 7 entspricht der reinen Quint (5).
- Der chromatische Ton 8 entspricht der übermäßigen Quint (#5) und der kleinen Sext (b6).
- Der chromatische Ton 11 entspricht der großen Septim (7).
Chromatik und Diatonik
ergänzen sich.
Je nach Situation ist die chromatische oder diatonische Namensgebung vorteilhafter.
Daher empfehle ich, die Entsprechungen zu lernen.
Guten Erfolg wünscht
Ihr
Bernd Michael Sommer
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