Kurs Pop- und Jazzchor mit Jens Johansen

Wie verlief der Kurs Pop- und Jazzchor 2017 mit Jens Johansen?

Jens Johansen - Kurs für Jazz- und Popchor - Nachlese
Zwei Tage im Paradies erlebten die Teilnehmer des Chorwochenendes mit Jens Johansen. Uli Linn vom saarländischen Chorverband hatte eingeladen und setzte die Reihe der Kurse für Jazz- und Popchöre am 11. und 12. November 2017 fort. Er tat auch diesmal einen Glücksgriff: Jens Johansen ist einer der profiliertesten Könner der Szene und fast schon eine lebende Legende. Als Gründer und Leiter des Chores “Vocal Line” hat er neue Maßstäbe gesetzt. Seine Kompositionen und Arrangements wie zum Beispiel Viva La Vida von Coldplay werden weltweit von Chören gesungen. Außerdem ist er ein gefragter Lehrer bei Chorworkshops auf der ganzen Welt.

Jens Johansens Kompetenz

und Erfahrung traf in der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung in Ottweiler auf über vierzig Chorerfahrene. Und so machten sich am Samstagmorgen alle begeistert und engagiert auf den Weg ins musikalische Paradies. Bereits das Aufwärmen war der pure Genuss. Ein Markenzeichen Johansens war schon hier zu erkennen: er legt großen Wert auf rhythmische Genauigkeit und klangliche Homogenität. Mit souveräner Klavierbegleitung und einfühlsamen Körperübungen führte er den Chor behutsam und zielsicher zu den gewünschten musikalischen Ergebnissen.

Angenehm überrascht

war Johansen von der musikalischen Qualität der Sänger und Sängerinnen. Kein Wunder, denn vor ihm saß geballte Chorerfahrung, darunter auch viele Chorleiter und Chorleiterinnen. Die Stimmung war freundlich, locker, wertschätzend und humorvoll bei gleichzeitig hoher Konzentration und guter Probendisziplin. Zum Wohlfühlen trug auch die Unterbringung und Verköstigung bei: zwei Tage lang brauchten wir uns um nichts außer Musik zu kümmern. Für alle anderen Grundbedürfnisse war gesorgt – Paradies eben.

Vier Stücke

hatte Johansen mitgebracht: seine eigenen Arrangements von “As” (Stevie Wonder), “Sneaking Out The Backdoor” (Nabiha), “Say” (SoVoSo) und „Here’s To Live“ (Artie Butler) in einem Arrangement von Line Groth. Die Stücke wurden in überschaubaren Teilen ersungen und dann zusammengesetzt. Rhythmische Aufgaben wie Ketten von Sechzehntel-Offbeats in „As“, komplexe Rhythmik in „Here’s To Life“ und intonatorische Herausforderungen harmonisch schwieriger Stellen löste der Chor gut.

Der musikalische Hunger

war kaum zu stillen. Am Samstag wurde sogar nach dem Abendessen noch eineinhalb Stunden geprobt. Die Chorgemeinde konnte gar nicht genug bekommen und forderte sich und den Dozenten bis an die Grenze. Wer danach immer noch Reserven hatte, zog um ins Bistro, wo sich einige Teilnehmer als talentierte Entertainer entpuppten.

Am Ende des zweiten Kurstags waren alle vier Stücke in einer hörenswerten Version erklungen. Natürlich waren die Stücke nach zwei Tagen Probe noch nicht im Langzeitgedächtnis gespeichert, und manchmal war man mehr mit dem Lesen beschäftigt als mit der Musik.

Apropos Lesen: die Originalnoten gab es diesmal für die Proben und zum Mitnehmen – eine geschickte Lösung trotz leicht erhöhter Teilnahmegebühr. Allerdings hätte ich die Noten am liebsten schon vor dem Kurs gehabt, um mich entspannt vorzubereiten. Vielleicht lässt sich dieser Wunsch bei zukünftigen Kursen verwirklichen, zum Beispiel durch bezahltes Herunterladen? Tröstlich, dass es auch im Paradies noch Dinge zu verbessern gibt.

Jens Johansen wies darauf hin, dass der Chor bei dieser Art des Probens innerhalb von einigen Wochen die Stücke auch ganz ohne Dirigat singen könnte. Recht hat er! Für mich war wohltuend, wie er den Chor frei von selbstdarstellerischem Gestus und dramatischer Pose zum Klingen brachte.

Am Sonntag nach dem Mittagessen sangen wir noch bis um 15 Uhr, dann mussten wir das Paradies verlassen – für dieses Mal. Uli Linn hat den nächsten Workshop jedoch schon angekündigt: am 15. und 16. September 2018 kommt Anne Kohler. Ich freue mich drauf – auch weil es ab und zu gut tut, die Verantwortung abzugeben und selbst in die Rolle des Kursteilnehmers zu schlüpfen.

Vielen Dank Jens Johansen,

dem Saarländischen Chorverband mit Uli Linn, den Teilnehmern und der Landesakademie für das paradiesische Wochenende! Vielleicht sind Sie beim nächsten Mal auch dabei? Darüber würde sich freuen

Ihr
Bernd Michael Sommer

 

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